Kritiken

SPETSNAZ - Grand design (CD/SSC - noch kein Label für Deutschland) - Info: www.spetsnaz.tk

Wem bei guter Old-School-EBM warm um´s Herz wird, der wird sicher schon mal etwas von "To the core", einem Knaller aus dem Hause SPETSNAZ gehört haben, der zwischen fündigen Fans dieser Musikgattung ausgetauscht wurde.
Seit ein paar Monaten ist nun in Schweden auf Subspace das Erstlingswerk "Grand design" zu erhalten, auf dem neben den schon vom Demo bekannten Songs wie o.g. "To the core" oder auch "Bloodsport" weitere OS-EBM-Knaller auf Euch warten! Das Problem dürfte hier zu Lande nur die Beschaffung darstellen, da die Band noch von keinem Label gesign wurde. Ich hatte im Rahmen des "Bodybeats - EBM back to NEP - Auswärtsspiels" in Berlin am 17.05.03, auf dem unter dem Namen VOLVO 242 auch die beiden Bandmitglieder Stefan Nilsson und Pontus Stålberg auf der Bühne standen, die Ehre, diese nicht nur persönlich kennenzulernen, sondern auch eine Promo abzustauben... Wobei dieses Album und die beiden sympathischen Herren aus Schweden eine Veröffentlichung dicke verdient hätten!
Selten bis nie wurde in letzter Zeit OS-EBM in solch einer Qualität geboten. Klar orientiert man sich stark an den Songstrukturen der wohl auch persönlichen Helden NITZER EBB, aber ohne Gotteslästerung betreiben zu wollen, frage ich mich, ob Dough und Bon heutzutage solch einen Silberling nochmal hinbekommen würden...
Bedächtige Arrangements stimmen den Hörer mit dem Titelstück "Grand design" auf das Kommende ein...schon setzt ein erster Vorgeschmack von Pontus´ peitschendem Gesang ein. Eine unwiderstehliche Kombi aus Kraft und Dynamik.
Durchgehend bestimmen treibende Beats und der kraftvolle Gesang die 12 Songs des Albums...ein Knaller jagt dabei den nächsten mit solch gleichbleibender Qualität, daß die Frage nach dem Fave von jedem anders bewertet werden dürfte. Sicher gehören die zuvor schon bekannten "To the core" und "Bloodsport" dazu, aber gerade von den "neuen" Tracks beeindrucken mich "Grand design" und das nach Rechtschaffenheit suchende / verlangende "Foul play", in dem es textlich um die oberflächliche Arroganz und Hochnäsigkeit vieler Menschen u.a. in der [Musik-]Szene geht, in der sich auch hier einige Großkotze und Möchte-gern-Helden mal die Frage stellen sollten: "How can you smile at someone you just can´t stand"? Bevor ich nun alle weiteren Songs in den Himmel lobe, möchte ich Euch einfach eines empfehlen: BESORGT EUCH DIESE CD!
Niemand mit ein wenig Aufgeschlossenheit und Flexibilität, der NITZER EBB mag/LIEBT, wird sich diesen Sequenzen entziehen können!
Für mich neben "Aggressor" von AND ONE [Rezension folgt!] schon jetzt das Album des Jahres!


H-Punkte: 6,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



LAIBACH - Tanz mit Laibach (CD/Mute) - Info: www.laibach.nsk.si

Als Vorbote zum neuen Album "Wat" [s. Kritik unterhalb] der slowenischen Kultformation LAIBACH kam die Maxi "Tanz mit Laibach" an´s Licht der Musikwelt. Nach dem zuletzt verstärkt mit Gitarren geführten Album "Jesus Christ superstar" vollzieht man meinem Geschmack nach den richtigen Weg hin zu älteren Strukturen, wobei man diese MCD auch als einen neuen Weg sehen kann, da sie wie das Album "Wat" einen eher minimalistischen Schritt Richtung Old-School EBM wagt. Wobei ich zu meiner Verwunderung feststellen mußte, daß nicht jeder auf diesen ein wenig an DAF´s "Mussolini" angelehnten Song anspringt. Dabei könnte man mit diesem Track sehr gut den "Tanz mit Laibach" eingehen und sein Tanzbein schwingen; alles Nötige ist vorhanden: Ein stampfender Beat, ein aufpeitschender Gesang, gekonnte Breaks. Aber in Aachen dauert die Gewöhnungsphase ja bekanntlich immer was länger, was nicht zuletzt bei DAF´s "Sheriff" auffiel. Also hat dieser Track auch hier noch die Hoffnung auf berechtigten Flooreinsatz.
Wem dabei die brachiale "Album-Version" eine Spur zu hart ist, der könnte den technoideren "Upbeat remix" bevorzugen oder noch einen Schritt weiter zum "Johannes Heil Crucified remix" gehen, wobei mir diese Spielart schon zu monoton beatlastig ist. Die beiden weiteren Abmischungen werde dann krachiger und ein bißchen experimenteller.
Also im Grunde für alle was dabei! Zugreifen!


H-Punkte: 5,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



LAIBACH - Wat (CD/Mute) - Info: www.laibach.nsk.si

Nun habe ich endlich mal die Gelegenheit, eine CD "offiziell" zu rezensieren und schon gerate ich an ein solch schwieriges Kaliber. Kurz zur Vorgeschichte: ich bin seit Jahren großer LAIBACH Fan, diese Band hat mich damals quasi in die "Szene" manövriert. Es begab sich einst anno 1991 mit dem Album "Macbeth". Ich liebte das Pathos der Band, die Orchester, Streicher und Chöre, gemischt mit einer stets radikalen Attitüde und provokanten Elementen, die oft mißverstanden wurden. Die Werke "Nato" und "Let it be" sind in meinen Augen immer noch Klassiker dieses Genres.

Vielleicht ist jedoch gerade dies ein Beleg dafür, dass ich mit der neuen CD kaum etwas anfangen kann. "Wat" belegt für mich eindrucksvoll das Manko der Band. Undzwar dass LAIBACH stets geniale Neuinterpretationen schafften, aber die Eigenkompositionen oft auf der Strecke blieben. Bereits auf dem Album "Jesus Christ Superstar" (1996, Mute Records) wurde dies für mich transparent. Enthält das Album mit "The Cross" und "God is God" zwei sehr gelungene Adaptionen, jedoch kaum nennenswerte EIGENSTÄNDIGE Tracks.

"Wat" besitzt für mich viel zu wenig Ecken und Kanten. Die Produktion fällt recht minimalistisch aus, oft erfüllen nur Sequencer + Bassdrum das Klangbild.
Die Stimme hingegen wird oft viel zu laut und mit wenig Effekten über den Track gelegt. Eine Methode, die stark an alte "DAF"-Produktionen erinnert.
Auch die Sounds erinnern stark an diese Band. Besonders die Single "Tanz mit Laibach" ist in meinen Augen eine 1:1 Adaption des "Mussolinis". Dass LAIBACH es besser können haben sie bereits 1994 mit "Alle gegen alle" auf ihrem für mich stärksten Album "Nato" (1994, Mute Records) eindrucksvoll bewiesen. "Wat" wird eine Offenbarung für Electro-Puristen sein. Diejenigen, die an LAIBACH immer das "pompöse" liebten, gehen eher leer aus. Sicher ist das Album damit sehr "en vogue", jedoch haben AND ONE die Einbindung anachronistischer Sequencer auf ihrem neuen Album "Aggressor" (2003, Virgin Records) meiner Meinung nach adäquater hinbekommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Sounds in diesem Umfeld einfach besser passen.

Fazit: ich kann mich bis heute kaum an einen Track der CD erinnern. Zu ähnlich sind mir die einzelnen Tracks. Lediglich der düstere Opener "B Mashina" weiß zu überzeugen.


H-Punkte: 1,5 [Skala 1- 6]

Le-Rav


"Wat" ist für mich mit das mit beste Album der Slowenen LAIBACH. Es gab wenig Werke, die ich von Anfang bis Ende gut fand / finde, dieses Mal ist dies klar Fall. Der Stil ist minimalistischer geworden, was ich als Vorteil ansehe, da die CD so gar einen kleinen EBM-Touch erhält. Mein Fave ist trotzdem die Vorabsingleauskoppllung "Tanz mit Laibach". Lohnenswert.

H-Punkte: 5,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



MARILYN MANSON - The golden age of grotesque (CD/Nothing/Interscope) - Info: www.marilynmanson.com

Der zumindest in der Öffentlichkeit egozentrische Amerikaner MARILYN MANSON, der dort gerne den absoluten Abdreher spielt, um damit mittlerweile vor allem bei der breiten Masse, den Kiddies aber auch Metallern zu landen und somit seine Geldbörse fetter zu gestalten [man kann dem Herrn sowas beim besten Willen nicht madig machen, wenn er sich mit dieser Masche ein schönes Leben ermöglicht...] , beehrte uns vor ein paar Wochen wieder mit einem neuen Langspielwerk: "The golden age of grotesque". Musikalisch geht mir MARILYN MANSON seit der "Mechanical animals" leider immer mehr in Richtung Gitarrenrock, auf Kosten der elektronischen Sequenzen; außerdem setzt er seine durchaus sehr geil markante Stimme zu oft zu Brüllknüppeleinlagen ein, das mag hier und da mal aufpeitschend sein, aber es ist schade, daß er nicht mal einen Song komplett ruhiger gestaltet, wäre in meinen Augen eine gelungene Abwechslung. Aber scheinbar verlangt er von sich / die geneigten Hörer von ihm diesen Stil, damit es auch immer schön hart wirkt und sich weniger harte Zeitgenossen daran hochziehen können, was sie doch für brachiale Musik konsumieren.... Nachdem die erste Single "Mobscene" völlig diesen Bereich abdeckte, aber im Club ein wenig versagte, folgte mit "This is the new shit" [wer mal lachen mag, der höre sich die Radio Version der MCD an, in der für die Doppelmoralisten der USA das Wort "Shit" wie mit dem Fleischermesser entfernt wurde...] wenigstens der mit Abstand beste Track des Albums, der neben den knallenden Riffs auch freundliche Elektronik beheimatet. Unbedingter Anspieltip! Neben diesem empfehle ich zum Antesten vielleicht noch "Para-noir" ...
Wer Gitarrenrock mit ein wenig gespielter Gestörtheit mag, der wird bei diesem Album auf seine Kosten kommen, wer sich allerdings zu den Elektronikern zählt, sollte eher die Finger weg lassen...


H-Punkte: 3,5 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



THE CHEMICAL BROTHERS - The golden Path (MCD/Virgin) - Info: www.thechemicalbrothers.com

Was ist mit den "CHEMICAL BROTHERS" los ? Die neue Maxi verkörpert all das, was ich an alternativer Musik so richtig scheiße finde ! Über den Song selbst braucht man wohl kaum etwas zu äußern. Ein billiger Drumloop läuft 4 Minuten., angereichert wird das Klangbild durch quietschende Gitarren, die wie Eierschneider klingen und eine nervtötende Flöte. Der Gesang, typisch britisch akzentuiert, erinnert stark an Bono Vox ("U2") - nur leider nicht so gut! Sicher - das Lied eignet sich hervorragend für Studentenparties oder alternative Clubs, bei denen barfüßig getanzt wird, meist auf einer Stelle und anschließend wird über die letzte Vorlesung bei einem Gläschen Tomatensaft diskutiert.

Nein - das hier geht wirklich nicht!

Dramatisch finde ich nur, dass es ausgerechnet die "CHEMICAL BROTHERS" sind, die diesen Mist verzapft haben. Gerne erinnere mich an die glanzvollen Singles "Block rockin' Beats" oder "Hey Boy, hey Girl" und man kann auch nur hoffen, dass sie wieder zur alten Stärke zurückfinden. Ich hoffe der Erfolg bleibt mit dieser Single aus !

H-Punkte: 0,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



KARL BARTOS - I'm the message (MCD/Sony) - Info: www.karlbartos.de

Der ehemalige KRAFTWERK-Musiker KARL BARTOS kommt, pünktlich zum KRAFTWERK-Release "Tour de France Soundtracks", ebenfalls mit einer neuen Maxi und einem neuen Album auf den Markt. Insofern liegt ein "Vergleich" beider Produktionen nahe.
Während mich das neue KRAFTWERK-Album auf vollster Länge enttäuschte, kann BARTOS zumindest seine 1993 mit ELEKTRIC MUSIC geschaffene Qualität erneut erreichen. Sicher erfindet er mit dem Track "I'm the message" nicht das Rad neu. Im Gegenteil: die Sounds sind wie immer anachronistisch, der Robot-Vocoder spricht (singt) immer noch im alten KRAFTWERK-Stil und auch sonst ist der Titel alles andere als ein "Ohrwurm". "I'm the message" erinnert mich stark an die ELEKTRIC MUSIC-Singles "Crosstalk" oder "TV". Er würde auch zweifelsfrei auf diese Platte passen und dort kaum auffallen. Insofern kann man bei dieser neuen Maxi mit nichten von einer "Entwicklung des Künstlers" sprechen, jedoch schafft es BARTOS immer noch perfekt, die alten KRAFTWERK-Elemente zu bedienen, die wir alle seit Ewigkeiten lieben. Bedauernswert hingegen finde ich das lieblos zusammengeschusterte neue KRAFTWERK-Album, auf der ich nicht einen auch nur halbwegs akzeptablen neuen "Song" entdeckte.
Die neue KARL BARTOS-Maxi beinhaltet noch zwei weitere, etwas abwechslungsreichere und technoide Remixe von ORBITAL und FELIX DA HOUSECAT, die mich mehr überzeugen konnten als das Original.

H-Punkte: 4,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



LIGHTS OF EUPHORIA - Fading moments (MCD/Accession/EFA) - Info: www.lightsofeuphoria.de

Nett, der Club-Mix ist ´ne nette Sache, insgesamt recht brauch- und tanzbar. Die Bandbreite der Remixe allerdings ist bei weitem ausgereifter und vielseitiger! Nehmen wir zum Beispiel die Remixe von FEINDFLUG und E-CRAFT, diese sind sehr, sehr gut, um nicht zu sagen geil!!!!!!!! Aber auch der von TRANSISTORCRASH ist okay. Die meisten anderen erinnern sehr stark an gewollten, aber nicht gekonnten Techno/House/Acid, nun ja wer´s mag! Track 05, 08 und 11 sind, teils zur Rettung der CD, teils sehr zum Bedauern, keinen Remixe von "Fading moments"! Track 05 ("Fly to target") ist ne sehr düstere Angelegenheit, aber in sich gut gemacht, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat! Track 08 ("Trapped") ist geflissentlich gesagt scheiße!! Da kann man auch die Charts der Techno-Szene abklappern und wird sicherlich ähnliche Songs finden, die aber mehr Stil haben! "Human transmission" (Track 11) ist auch sehr technoid, aber auf eine, als noch angenehm zu bezeichnende Art! Er kommt sehr "trocken" und monoton daher, was mir persönlich sehr zusagt!
In der Summe muß man sagen, ist die CD also mittelprächtig geworden!

H-Punkte: 2,5 [Skala 1- 6]

Seelenfänger

 



IN EXTREMO - Erdbeermund (MCD/Motor) - Info: www.inextremo.de

Und wieder ein Lied von IN EXTREMO, das die Welt nicht braucht! Bleibt die Frage offen, wann die Hörerschaft dieser bescheidenen Kunst musikalischen Expression es bemerken! Es gibt einfach Lieder, die nicht, ich wiederhole GAR NICHT, in irgend einer Form neu interpretiert werden sollten! Ob es in der Tat so ist, weiß ich nicht, aber der Verdacht liegt nahe! AHHHHHHHH....... Es schmerzt mich diesem Lied länger als 1min zuzuhören! Nun ja, Geschmäcker sind zum Glück mannigfaltig und verschieden. So gönnen wir jedem seine Freude an und mit diesem Lied! Wem´s gefällt!

H-Punkte: 1,0 [Skala 1- 6]

Seelenfänger

 



BLANK & JONES FEAT. ROBERT SMITH - A forest (MCD/WEA) - Info: http://www.blankandjones.de

Piet Blank und Jaspa Jones überraschen seit kurzer Zeit immer wieder mit außergewöhnlichen
Coverversionen. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit ANNE CLARK ("The Hardest Heart") schnappte man sich dieses Mal erneut eine "Ikone" der schwarzen Szene: Robert Smith (THE CURE). Zusammen schusterte man eine Neuauflage des Klassikers "A forest". Und erneut bekommt man keine billige Dance-Produktion a'la "JAN WAYNE" zu hören, sondern eher chillig angehauchten Easy-Listening-Trance. Erinnert sehr an die legendäre "Cafe del Mar"-Reihe. Die Produktion wie immer hochkarätig, besticht durch erstklassige Sounds und Flächen. Der Gesang wirkt angenehm ins Soundbild integriert. Man muss den Beiden ein wirklich gutes Geschick für Adaptionen zusprechen. Ich denke auch eingefleischte THE CURE-Fans sollten sich diese Scheibe einfach mal anhören und sich ein eigenes Urteil, ohne Scheuklappen, bilden. Dies ist kein "Haudrauf-Techno", sondern wirklich guter Dance. Jedoch möchte ich in diesem Zusammenhang auch auf die wirklich guten anderen, eigenständigen Produktionen von BLANK & JONES, wie z.B. "Desire" hinweisen. Wären THE CURE eine meiner Lieblingsruppen und "A forest" mein Lieblingslied gäbe es glatt 6 Punkte, jedoch konnte ich mit dieser Band nie wirklich etwas anfangen.

H-Punkte: 4,5 [Skala 1- 6]

Le-Rav


Als ich diese CD in Händen hielt, war mir mulmig ob der Kombination, aber diese Befürchtung verflüchtigte sich nach direkt mehrfachem Konsum. Der Kultkracher von THE CURE wurde einfach wundervoll umgesetzt, und durch den original Gesang des THE CURE-Spielführers wirkt er auch recht authentisch. Geniale Breaks und eine anspruchsvolle Elektronik machen diesen Song sogar für die Leute wieder interessant, die das Original nicht mehr hören mögen. Sehr geil. Absoluter Ohrwurm!

H-Punkte: 5,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



KNORKATOR - Der ultimative Mann (MCD / Smd Neue Z /Sony) - Info: www.knorkator.de

"Denn aufgrund deiner Erbanlagen. Willst du Männer, die Bären jagen, sich mit anderen um dich schlagen,
Und bei der Paarung niemals versagen". KNORKATOR sind wieder da. Und sie bringen es erneut auf den Punkt. Es gibt für mich keine gesellschaftskritischere Band und auch keine, die den Finger mehr in die ach so offene Wunde legt wie diese drei durchgeknallten Berliner. Spätestens beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" konnten sie einem Millionenpublikum zeigen, was in ihnen steckt. War hier jedoch noch BSE das Motiv, so befassen sich KNORKATOR auf ihrer neuen Maxi mit dem "Idealbild" eines Mannes und mit den gängigen Klischees, die im Zusammenhang damit stehen. Einfach grandios! Für mich führt der Titel damit die Tradition von Songs wie "Ich will nur fickn" konsequent fort. Schade finde ich nur, dass man inzwischen mehr Gewicht auf die Gitarren legt, statt sich der Elektronik zu widmen. Diese war vor allen Dingen auf dem ersten Album doch weit ausgeprägter vorhanden. Aber das ist nur ein kleines Manko, denn mit dem Kleinod "Schmutzfink" im "Waldorfmix" befindet sich ein geniales Duett mit GUILDO HORN auf dieser Maxi-CD. Ein A-Capella-Track, der seinesgleichen sucht. HORN, sowieso einer der begabtesten Sänger Deutschlands wie ich finde, kann bei diesem Track aus dem Vollen schöpfen. Auch der skurille Text passt wie die Faust aufs Auge. Eine sehr fruchtbare Konstellation, die man unbedingt ausbauen sollte! Ich kann diesen Titel nur wärmstens empfehlen. Insofern eine Maxi, die gute Laune verursacht und die Spannung aufs kommende KNORKATOR Album "Ich hasse Musik" deutlich erhöht.

H-Punkte: 5,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



DISTAIN - America (MCD/Chrom) - Info: www.chrom.de/home/distain

Ein Comeback, über welches ich mich wirklich freue, bescheren uns DISTAIN. Ihr 1996er Album "Li:quid" halte ich nach wie vor für eines der besten Synthi-Pop-Alben aus diesem unseren Lande. Songs wie "Conversation overkill", "Remote control" oder "Summer ‚84" kann ich heute noch textsicher mitsingen. Nach dieser langen Pause und diversen Umbesetzungen war ich noch mehr gespannt, wie Sounds und Vocals nunmehr klingen mögen. Mit der neuen Single "America" musste ich mich erst anfreunden, denn der Track unterscheidet sich schon von den früheren DISTAIN-Produktionen. Vor allen Dingen der sehr an MODERN TALKING (und das meine ich wirklich ernst!) angelehnte Rhythmus fiel mir sofort ins Auge. Klingt doch in der Tat fatal nach "Ready for the victory" oder "Win the race". Die "Hook" ist meiner Meinung nach auch noch eine Spur "kommerzieller" orientiert als all das, was man von DISTAIN bislang kannte. Aber nichts desto Trotz - der Song ist ein "Hit". Inzwischen rotiert der Song ständig in meinem Player. Hat einen absoluten "Ohrwurm" Charakter und somit bedient "America" perfekt das gängige Pop-Klischee. Vielleicht hatten eingeschworene Fans eine viel höhere Meßlatte, aber unter anderen - vielleicht einfacheren Gesichtspunkten - weiß der Titel durchaus zu überzeugen. Mit "Nights in white satin" befindet sich zudem eine gelungene Coverversion auf dieser Maxi-CD. Ich bin gespannt auf das Album!

H-Punkte: 4,5 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



AND ONE - Aggressor (CD/Virgin) - Info auf www.virgin.de

Bei vielen stand AND ONE zu Recht auf der Abschußliste - die letzten Alben enttäuschten die meisten alten Fans der Band, obwohl sie sicher durch diese auch neue hinzu gewannen, aber halt auf dem Synthi-Popper-/Normalo-Markt. Gerade die EBMler fühlten sich verschaukelt und wandten sich immer mehr ab.
Nun schreiben wir 2003, und mit "Aggressor" kam vor wenigen Wochen ein musikalisches Revival heraus - das Wiederbelebungsangebot seitens AND ONE für alte EBM-Liebschaften. In vielerlei Hinsicht besann man sich auf alte Stärken, zum einen soundtechnisch, zum anderen aber auch vor allem mit der neuen alten Besetzung, sprich Chris Ruiz, dem Gründungsmitglied, der bereits nach den beiden ersten erfolgreichen Werken "Anguish" und "Flop" die Band verließ. Zudem mischt nun auch noch Gio van Oli [Vormals DARK VOICES] mit. OK, einige werden u.a. Joke Jay vermissen, er war ein konstruktives Element in der Band, konnte live die bessere Stimme offerieren, aber es ist wohl nicht leicht, es länger mit Steve Naghavi auszuhalten -).
Also dann nun back to the roots: Schon das Intro "Kein Anfang" erinnert unweigerlich an gute alte Zeiten, geniale Soundstrukturen mit den typischen arabischen Klängen, die oftmals den Charme von AO erst ausmachten, lassen Großes erhoffen. "Schwarz" macht da sofort weiter, aber fährt noch in einem niedrigeren Gang. Trotzdem wird man von der enthaltenen Kraft und den straighten Arrangements in den Bann gezogen. "Krieger", eine akzeptable Single, weil sie alte und neue Hörer anspricht, kommt an 3.Stelle. Wobei ich mich an dieses Lied lange gewöhnen mußte, erheblich länger als an den noch folgenden Musikgenuß. Bevor es so richtig los geht, führt "Sternradio" partiell in [mittel-]alte infantile Zeiten. Wobei dies nur im Refrain nervt. Der Rest ist eine Abhandlung und Anprangerung u.a. anderer Musikgenossen. Ein wenig hochnäsig, aber trotzdem geil.
So dann, nun wird der nächst höhere Gang eingelegt; mit "Speicherbar" folgt textlich wie musikalisch mein ganz persönlicher Favorit. Ein Song, der Hoffnung auf ein besseres Leben verbreitet und eine gewisse Lockerheit vermittelt. Ein verdammt wohlklingendes Liedgut.
Anschließend beginnt Mr. Naghavi mit "Fehlschlag" die Abrechnung mit den Reaktionen auf die Terrorangst und vor allem auch den Krisengebieten im Nahen Osten inkl. des letzten Irakkrieges. Wie ich finde eine verständliche Position, kommt er doch gebürtig aus diesen Landen. Was ihn auch dazu veranlaßte, auf "Aggressor" NUR in Deutsch zu singen, da er nicht in der Sprache von Aggressor und Weltpolizist Nr. 1 Bush sprechen wollte. An siebter Position schiebt "Für immer" dann den Vorschlußgang ein, eine energiegeladene Bassdrum und peitschende Bassläufe bringen den Track nach vorne. Der Gesang ist dabei aber noch zurückhaltend.
Passenderweise bringt den Hörer dann der "Einstieg" hin zur höchsten Gangstufe: Wem bei "Strafbomber" nicht die Füße wackeln, der kann kein EBMler sein. In diesem Falle könnte man Steve zitieren: "Fickt Euch jetzt alle!" [hehe, sehr geil, der Herr! DANKE! ] - Dieser Song geht absolut ab, wenn er auch durch seine Eingängigkeit die Gefahr birgt, flotter als der Rest langweilig zu werden. An später Stelle folgt dann eine absolute Premiere: Chris Ruiz singt mit "Fernsehapparat" erstmals einen AO-Song selbst. Eine pumpende Bassdrum begleitet auch diesen Spaßtrack, der zwar einen wohl absichtlich niedrig-qualitativen Sprachgebrauch beinhaltet, dabei aber eine eigene Asi-Coolheit entwickelt.
Ja, was dann kommt, ist zwar das totale Macho-Arro-Brett, aber warum denn nicht mal? Hehe...keine Autofahrt im Hornomobil mehr ohne dieses großkotzige akustische Meisterwerk "Tote Tulpen". Die Damenwelt mag es mir verzeihen, aber "Es gibt noch so viel zu tun für Dich [Euch,*fg*]"!
Man[n] [Horn] kann nur hoffen, daß "Kein Ende" hält, was es verspricht und somit das Outro noch lange kein Ende dieser wiedergefundenen alten Stärke AND ONEs bedeutet. Wer nicht zuvor schon den irreversiblen totalen Haß auf Steve entwickelt hat, sollte diese Scheibe definitiv in seinen persönlichen Besitz aufnehmen, hegen und pflegen. CD des Jahres für Sir Horn, allerdings bislang zusammen mit SPETSNAZ´ "Grand design"! Neu lieben lernen! Ich habe es zu meiner eigenen Verwunderung vollzogen...

H-Punkte 6,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 

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