Kritiken

UNHEILIG -Sage ja! (OneTrack/Bloodline/Unholy Deeds)

Im Oktober erscheint die erste MCD der 2-Mann-Gruppe UNHEILIG "Sage ja!", produziert von José Alvarez-Bril, der zuvor sein Unwesen mit Wolfsheim / Joachim Witt trieb. Ohne dieses Erzeugnis herunterwürdigen zu wollen, klingt es stark nach RAMMSTEIN mit ein paar wavigen Einflüssen. Der Sänger, Komponist und Songwriter "Der Graf" , der Unterstützung vom Guitaristen Rene Savelsberg bekam, hat hier ein schnell zu erfassendes Stück kreiert, das vom treibenden Basslauf und dem charismatischen Gesang lebt; wobei die elektronische Komponente weniger kraß ins Hintertreffen gerät, als beim o.g. Vergleich. Der mächtige, dumpfe Gesang peitscht sich schnell in das Bewußtsein und regt zum Mitsingen an. Die elektronischen Arrangements erweitern das angenehme Erscheinungsbild. Durchaus hitverdächtig! Man kann auf das für Herbst`2k geplante Album gespannt sein.

DJHorn

 

TANZWUT - Bitte, Bitte (MCD/EMI)

"Wau! Ein gecovertes ÄRZTE-Stück, das wird ja geil sein, direkt mal `rein in den CD-Player" dachte ich mir...dann:"Genuß" der ersten zwei Sekunden - RAUS DAMIT! Pfui! Dudelsack, wie konnte man dies dem Original antun? OK, ich gehöre wohl zur Speerspitze der "Dudelsackhasser Kreis Aachen e.V.", aber trotzdem: WIESO? Verschandelt doch Eure eigenen Songs mit diesem Blasinstrument. Da kann ich nur Farin Urlaub zitieren: "Peitsch` mich aus, leg` mich in Ketten!". Und überhaupt, was soll denn dieser PRODIGY-Haarschnitt für Arme? Oder soll das Steve Naghavi mit seinem Teufel-Aufsatz sein? Sorry! Nun werde ich ein wenig objektiver....ich gebe mir Mühe.
Gut, Lied Nr. 2 "Dämmerung" dieser lustige Maxi ist dann schon ansprechender, sogar nett elektronisch und ohne großen Blaseinsatz. Ein treibender Rhythmus, ins Blut gehender Refrain, sowas ertrage ich schon eher.
Dann folgt noch das Lied "Ikarus", das auch geil synthetisch beginnt, nur leider, genau, Ihr ahnt es schon, wiedermal mein Lieblingsinstrument beinhaltet. Ich sollte derartige Kritiken vielleicht in Zukunft anderen vorbehalten. Ich glaube, wenn Ihr auf Mittelalter und dergleichen steht, ist diese Maxi echt ansprechend - nur ohne mich!

DJHorn

 

IN EXTREMO - Vollmond (MCD/Mercury Rec.)

Mittelalterliche Texte und Melodien vermengen sich mit Rock ( 'n Roll ). Das war bisher der Stoff, aus dem die Hymnen von IN EXTREMO gemacht worden sind. Die neue Maxi der Barden wird nach aller Wahrscheinlichkeit ihre Fangemeinde spalten, denn in den drei Liedern zeichnet sich eine Weiterentwicklung ab, die nicht jedermanns Sachen sein wird.
Die Lyrics des Titelstücks "Vollmond" sind eine romantische Liebesbeteuerung. In der ersten Version mit einigen knallharten Gitarrenriffs untersetzt, die dem zartbesaiteten Zuhörer den Schmalz aus den Ohren knallt. Das Stück ist ein einziger Dialog zwischen Härte und romantischem Schwelgen. Die zweite Version ( Island Bros. Remix ) geht in eine andere Richtung. Das Stück ist nun eher spacig, mutiert zum Accessoire für 'transzendentale Momente' ( ...Was riecht das hier so komisch?... ).
Wer diese Mischung aus traditionellem IN EXTREMO-Sound und elektronischen Klängen nicht mag, der darf sich die neue Version ( Dreizack / Turnstyle Remix ) der "Meeresburger Zaubersprüche" nicht anhören, denn das Lied ist nun tanzbar ( ! ), dank eingängiger Beats. Ich muß jedoch sagen, daß es in der Form gegenüber dem Vorgänger deutlich an Atmosphäre gewonnen hat.
Alles in einem ist die Scheibe sehr abwechslungsreich. Für Fans natürlich ein Muß unter der Voraussetzung, man hat Spaß an Experimenten. Gelungen oder nicht, ist Geschmackssache, aber Tatsache sind die unterschiedlichen Einflüsse, die geschickt in die Stücke eingearbeitet worden sind. Allen "Weckt die Toten"-Begeisterten wird die CD jedoch die eine oder andere Träne der Verzweiflung in die Augen treiben.
Ich schätze, daß diese Vielseitigkeit in Zukunft zum festen Bestandteil der Songs gehören wird. Allen Enttäuschten aber ebenso den Begeisterten wird jedoch nicht anderes übrig bleiben, als das nächste Album abzuwarten, das voraussichtlich im Mai 2001 veröffentlicht wird. Dann erst wird sich zeigen, ob dieser Trend sich durchsetzt.

Marcel

 

V.A. - Naked Noise & Silent Dreams (CD/Ausfahrt Rec.)

Mitte September komt der neue Sampler "Naked Noise & Silent Dreams" heraus, der mit einem abwechslungsreichen Repertoire aufwarten kann. Den Anfang machen zwei trancig-experimentelle Stücke, beide gut arrangiert und mit passenden Sprachsamples versehen, die Erinnerungen an frühere Werke eröffnen. Dann folgt ein industrialangehauchter Song, der von REEL mit ein paar zünftigen Guitarrenriffs der Marke KMFDM umgesetzt wurde.
Anschließend erwartet uns der Knaller dieser Compilation, das Lied "Brich´ es" der ostdeutschen Gruppe E\CRAFT. In gewohnter Manier peitscht der treibende Basslauf das Stück nach vorne, angereichert mit wirklich kreativer Elektronik und individuellen Bassdrums. Absoluter Anspieltip!
Track 5 offeriert uns den typischen FUNKER VOGT-Sound; es handelt sich zwar nur um einen Remix des INERTIA-Stückes "Regime", allerdings ist dessen Herkunft nur schwer zu leugnen.
Der brachiale Kracher "Political bodycheck" von PRAGER HANDFGRIFF mit seinem düsteren Gesang erinnert an alte, längsvergangene EBM-Zeiten, eine angenehme Reise back to the roots. Der zweite Song E\CRAFTs "Treibeffect" kommt nicht an den zuvor schon in den Himmel gelobten ersten heran. Mir ist der Text auch wiedermal zu klischeehaft - das alte Problem dieser Gruppierung.
Nun verflacht der Sampler anfangend mit dem L´AME IMMORTELLE-Mix eines weiteren INERTIA-Tracks. Für alle Wedelwaves kommt später u.a. noch eine Neuauflage des CODEX-Stückes "Riechst Du das?" sowie im Duett UMBRA ET IMAGO & PETER HEPPNER mit "Away" - WOLFSHEIM läßt grüßen...abschließend erwartet den Hörer ein Liedchen der finnischen Formation TWO WITCHES "Winter Time", zwar abwechslungsreich und zeitweise flott, aber irgendwo eher etwas für Schwarzjacken - Ihr sollt ja auch was zum "Abgehen" haben!
Einige Stücke dieses Samplers werden wir Euch auf unserer Party "Synthetic Pain - Heilige Verse" am 30.09.2k im Club Nightlife vorstellen, will sagen, es handelt sich um eine ReleaseParty, bei der Ihr auch einige CD`s gewinnen könnt...ich denke, es ist für jeden etwas dabei, laßt Euch überraschen!

DJHorn

 

IN STRICT CONFIDENCE - Love kills! (CD/Bloodline)

IN STRICT CONFIDENCE sind bekanntlich längst dem Status entwachsen, bei dem man sie hätte vorstellen müssen. Sie sind vielmehr das, was man ein Vorzeigemodell nennt. Längst gehören sie zum Standard-Hauptprogramm eines qualifizierten DJs, ohne daß man erst den Wunsch äußern muß. Und zu wünschen bleibt bei dem neuen Album auch nix übrig. Eine perfekte Mischung aus trockener Eiseskälte und warmer Harmonie. Die melancholischen und fantasyreichen Texte bilden mit der Musik eine sehr stilvolle und untrennbare Symbiose. Dazu der unverkennbare Gesang des Sängers.
Man kann wohl sagen, es ist durchweg ein gelungenes Album.
Besonders sollte man wohl die Stücke "Spread your wings","Silent memorial" und "Wenn ich die Augen schließe" erwähnen, bei denen eine hervorragende Sängerin ihr Bestes gibt. Sicher, das ist nichts Neues, tut dem Erscheinungsbild aber bei der Qualität keinen Abbruch. Im Gegenteil, es unterstreicht die in den Stücken z.T. verborgenen Emotionen. Still stehen wird man bei dem Stück "Kiss your shadow" unter Garantie nicht. Treibender Rhythmus und eher ruhiger Gesang. Besonders hervorheben sollte man vielleicht noch das Stück "Zauberschloß", welches einem einen fantastischen Einstieg in die CD verschafft und schon die ersten Muskeln zucken läßt.
Wenn man also ein Fazit zieht: Der Silberling ist insgesamt eine Runde Sache (nicht zuletzt wegen der Form des Tonträgers). Macht Spaß ihn zu hören. Zudem ist er so abwechslungsreich, daß man sich das ganze Album auf einmal anhören kann, was zu behaupten nicht von jedem der Fall ist. Auch ist dies eine CD, bei der auch "Panzermenschen" Gefühle zeigen dürfen. Mein Kompliment an die Macher! Was ich allerdings nicht begriffen habe, ist das vollkommen stumme 12.Stück. Vielleicht kann mir dies mal jemand bei Gelegenheit erklären. IN STRICT CONFIDENCE sind zwar nicht die ersten in dieser Hinsicht, aber trotzdem seltsam.

Codex

 

ATROCITY - Taste of sin (MCD/Motor)

"Taste of shit" sollte es treffender lauten, denn das und nichts anderes ist es! Ich habe selten so etwas Schlechtes, Grauenvolles und Babarisches gehört.Ob nun der Sound oder der Gesang schlechter ist? Diese Frage kann und will ich nicht beantworten.Nur soviel: Beides nimmt sich gegenseitig nichts - beides ist miserabel. Sowas von 08/15 und Lichtjahre davon entfernt, nur einigermaßen innovativ zu klingen.Schönheit und Härte, die einen guten Metaltrack auszeichnen sollten, sind hier...und ich bin davon überzeugt, daß dies absichtlich geschah...100% außer Acht gelassen worden.Ansonsten kann ich mir diese Komposition nun wirklich nicht erklären...Oder vieleicht doch. Unberechenbarkeit gilt ja als das Markenzeichen dieser Gruppe von musikalischen Nieten und das ist dieser Track wirklich...unberechenbar schlecht!!! Ich kann nur hoffen, daß diese Menschen nicht so aussehen, wie sie klingen, ansonsten...nein sowas spreche selbst ich nicht aus. Also bleibt mir nur noch eines zu sagen: Ich empfinde tiefes Mitleid und werde für sie beten.

Nesty

 

2RAUMWOHNUNG - Wir trafen uns in einem Garten (MCD/Goldrush/BMG)

Lustig! Eine CD mitgestaltet von Inga Humpe - bekannt aus guten alten NDW-Zeiten. Allein dies wird viele Leute wenigstens zu einer Hörprobe verleiten. Aber nicht wie in den meisten Fällen, wo dieses Unterfangen bei namhaften Interpreten aus alten Zeiten zur Pleite wird, konnte ich sogar für das gebotenen Werk auf Anhieb Sympathie entwickeln. Ich weiß, eigentlich paßt diese Kritik mal wieder nicht wirklich auf meine Seite, aber ich will Euch, wie Ihr vieleicht desöfteren schon bemerkt habt, nichts vorenthalten. Eine breitgefächerte Musikpalette mit dem ein oder anderen Ausreißer halte ich für reizvoll; im Endeffekt liegt es ja immer noch an Euch, die ein oder andere Kritik zu mißachten. Laßt den Deppen doch schreiben! Genau. Also auf....
Diese MCD enthält 3 Versionen des Titelstückes, welches einen seltsamen Weg bis zum Label nahm. Eigentlich nur als Trailer für eine Zigarettenwerbung produziert, fand es über einige Clubs in Berlin den Pfad zu einem Radiosender, durch den dann das Label anbiß.
Inga Humpe und Tommi Eckhart gaben diesem sehr minimalistischen Stück einen trancigen Taint und ein entspannendes Ambiente. Lockere Elektronik, ein wenig angelehnt an der Neuen Deutschen Welle, aber trotzdem anders. Dazu der sphärische Gesang, der zum Träumen anregt. Einfach nett anzuhören. Vielleicht stell` ich Euch das Stück ja mal im Vorprogramm vor, egal ob es ´reinpaßt oder nicht. Auf jeden Fall ist es leichte, angenehme Kost.

DJHorn

 

TITO & TARANTULA - Forever forgotten & unforgiven (MCD/Cockroach/BMG)

TITO & TARANTULA sind Kult! Das ist klar. Aber auch eine Kultband muß ab und an beweisen, wenn sie denn noch existieren, daß sie diesen Status verdienen. Das haben TITO & TARANTULA mit "Forever forgotten & unforgiven" auch getan. Eine wirkliche Glanzleistung, die mal wieder auf die ungeheuere Bandbreite der Band schließen läßt.
In den Strophen brilliert Sänger TITO VARRIVA mit unglaublich gefühlvoller, fast schon verletzbar und zerbrechlich klingender Stimme. Wohin gegen beim Refrain der Schmerz und das Leid so deutlich zu spüren sind, daß es fast schon an Wahnsinn grenzt. Man kann sich des Eindruckes nicht verwehren, daß da jemand allen gebrochenen Herzen aus der Seele singt. Ein echtes Liebeslied...wenn man nicht 100% am Text klebt, sondern zwischen den Zeilen liest. Besonders spürt man dies bei der ACOUSTIC VERSION, die einem richtig unter die Haut geht...einfach großartig!
Mein Fazit ist also, daß sich diese Band dem Kultstatus mehr als würdig erwiesen hat...und nicht nur Fans sollten diese Scheibe erwerben. Ein wirklich herausragender Appetitmacher auf das kommende Album LITTLE BITCH. Prädikat: Besonders wertvoll!

Nesty

 

DONOTS - Whatever happened to the 80´s (MCD/Super Sonic Rec./BMG)

Ein weiterer Beweis dafür, daß europäische Musik nicht mehr unbedingt danach klingen muß, sind mit Sicherheit die DONOTS. Diese Tatsache ist jedoch keineswegs als negativ aufzufassen, da es an Qualität definitiv nicht mangelt, und ihre Herkunft auch nicht verleugnet wird. Die drei Tracks sind ausgezeichnet und können, meiner Meinung nach, auch gut mit Ami-Erzeugnissen mithalten. Es werden schöne Chöre, schnelle Gitarren, aber auch nette Texte geboten, wie zum Beispiel beim Titeltrack, welcher sich in einer leicht ironischen Weise mit den Achzigern und deren Musikgeschehen beschäftigt. Durch den eingängigen Chorus blieb er sofort in meinem Gehör hafften, aber auch die beiden anderen Songs können mit herrlichen Melodien aufwarten, welche sich gekonnt zwischen fröhlich und melancholisch bewegen, ohne dabei genau definiert werden zu können. Die DONOTS liefern hiermit Melody-Pop-Punk, der in die Richtung von MILLENCOLLIN, THE GET UP KIDS oder GREEN DAY geht, aber trotzdem für sich steht. Ich warte auf jeden Fall auf das Album und hoffe, daß der Rest genauso überzeugend sein wird.

Fous

 


© by General H`01