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Tour of the Universe
Live in Werchter/Belgien – TW
Classic 20.06.2009
Als West-DM-Anhänger wurde man sehr geschröpft, fiel doch das Pinkpop nahe der Aachener Grenze für DM aufgrund Daves Blasenkrebserkrankung aus, sogar ohne daß die Leute mit Karte das Geld zurück bekamen [Hallo Baggerheinz! ;)]. Darüber hinaus wurden die Konzerte in Düsseldorf auf den Februar 2010 verlegt. So dann freute man sich um so mehr, im 120 km entfernten Werchter endlich einen Blick sowie zwei Ohren auf die neue Tour zu werfen. Nachdem unsere Familienkutschenfahrt zu viert feuchtfröhlich los ging, man das neue Album noch mal genoß, um auch bestens vorgewärmt zu sein, kam man im Ort vor Werchter bereits auf die Idee, sich fern der vermuteten, gebührenpflichtigen Wiesenparkplätze des Automobils zu entledigen. Den Menschenmassen zufolge konnnte es ja nicht mehr weit sein... Dies bewahrheitete sich als super Lösung, da uns beim Vorbeipilgern negativ auffiel, daß man für die Wiesenparkplätze mit garantiertem Stillstand bei der Abfahrt mal schön 15 Doppelmark abdrücken mußte – ich muß gestehen, einen ähnlichen Parkplatzwucher habe ich noch nie erlebt. OHNE UNS! So dann kam man gut gelaunt im Rahmen der zweiten Flasche Wein, teilweise noch gestärkt mit einer für vier Euro weiß Gott nicht preiswerten Fritte mit Soße, am Gelände an, bei dessen Betreten wir lustigerweise GAR NICHT untersucht wurden – scheiße – da hätte man ja schön noch was zum Suppen mitnehmen können – zu spät. Der Breitheitsgrad mußte aber sowieso nur noch gehalten werden ;), insofern wurden ein paar Jupiler für 2,50 Eurosen bei 0,25 l Inhalt zu sich genommen, während KEANE uns zu begeistern versuchte. Gut, auch aus geschätzten 800 m Entfernung war mir dieser Rockkram zu laut und zu dröge – wer es denn mag. Nach ein wenig Innehalten folgte sogleich MOBY, bei dem wir uns schon näher ranpirschten, um die Lage ein wenig genauer einzuschätzen – das Ziel mußte natürlich maximale Bühnenähe sein. Als der Herr seine zahlreichen Treffer abgeleistet hatte – mit einer für mich sehr nervenden, schwarzen Begleitträllertante, wurde schnell klar, daß diese wundervollen grünen Bändchen wohl den vor uns eingetroffenen Gästen kredenzt wurden, um wie üblich die Massen ein wenig zu trennen. Gut – bei jedem normalen DM-Konzert eine angebrachte Maßnahme, aber bei einem um 13 Uhr beginnenden Kommerzrockfestival, bei dem einen so richtig nur die letzte Gruppe interessiert, ist dies doch bedenklich, waren doch kaum DM Anhänger vor Ort und somit der Bereich recht leer, da viele wohl schon gingen. Verwunderlich auch die Konzentration an deutschen Kennzeichen auf den zahlreichen Parkplätzen, nämlich eine sehr geringe. Geschätzt 93 % Belgier und die meisten weiteren aus Holland rekrutiert – eine wahre Auswärtsspielatmosphäre, was bis auf kleinere Auswüchse auch in Ordnung schien. So dann, neidisch wanderten die Blicke über die doch zahlreichen Bändchenbesitzer – als ein deutscher Besucher neben mir sagte „Ich bin DM Fan, ich muß da rein!“, erwiderte ich „Genau!“, und schon folgte ich ihm dampfwalzenartig in Richtung Schleuse. Zum Glück war die mit drei Mann ausgestattete Sicherheitsmannschaft ein wenig verpeilt, so daß dabei mehr als ein hinter mir am Pullover Ziehen nicht herauskam :). Mit Ignoranz geht [fast] alles ;). Da der recht große Bereich nur locker gefüllt war, konnte man sich zentral einige Reihen hinter der Bühne und somit fast direkt neben dem Ausläufer positionieren. Puh. Geschafft, was ich kaum für möglich hielt, mal wieder. Der Abend war jetzt schon gerettet.
Kurz nach 21.00 Uhr betraten die Herren von DEPECHE MODE die Bühne. Es ertönte dabei das introartige „In chains“, ein Besseres des neuen Albums „Sounds of the Universe“ – ein schöner Beginn in meinen Ohren. Schnell wurde klar, daß die von meiner Distanz aus wie aus kleinen Metallstreifen aufgebaute Rückwand auch hier in Werchter die Leinwand der sonst beäugten Konzertfotos darstellte. Sehr geile Variante mit den dahinter eingesetzten Strahlern, die das Ganze hier und da ergänzten. Leider wurden für meine Begriffe zu selten eigenen Videos darauf abgespielt, an Stelle dessen aber Eindrücke von den vorhandenen Kameras vor Ort, meist kleinere Details wie Daves Arm o.ä. in vielfacher Wiederholung – das geht besser, wie vor allem die Exciter Tour zeigte, jedoch gefiel mir der recht karge Bühneaufbau mittels Leinwand und den weiteren Protagonisten an ihren Synthesizern bzw. der Trommelheinz im Hintergrund weit besser als zur „Playing the angel“-Tournee mit ihrer komischen Kackkugel, die allerdings in der oberen Mitte der Leinwand ihre Wiederauferstehung in digitaler Form feierte – mehr als ausreichend.
Es folgte „Wrong“, welches ich aufgrund seines sehr eintönigen
Aufbaus ohne wirkliche Strophe so langsam nicht mehr hören kann. Aber
natürlich ist es trotz allem eines der schnellsten Stücke der sonst
sehr ruhigen SOTU-Langrille. Da mundete mir schon „Hole to feed“ mehr,
weil der Text einfach aussagekräftiger und sinnhafter ist. „Walking
in my shoes“ stellte anschließend den ersten Glanzpunkt meines
Konzerterlebnisses dar. Die doch sehr zurückhaltende Menge irritierte
Dave wohl ein wenig, war sie doch wenig textsicher und noch weniger engagiert
beim Mitsingen – als Sänger sollte man dies wohl schnell mitbekommen
unddie Texte einfach komplett selbst singen – wozu er meines Erachtens
nach eh da ist – nicht so Dave, der immer wieder den Besuchern sein Mikro
entgegenreckte. Sicher selten und ungewohnt, aber bei einem Rockfestival doch
irgendwie zu erwarten!?
Tja, was dann folgte, war eine der kleineren Enttäuschungen – einer
meiner absoluten Favoriten - „It’s no good“ - wurde scheiß gitarrig
dargeboten, warum blieb mir schleierhaft. Andere mögen derlei Variationen
ja mögen, aber ich möchte bei einem Konzert mit gewohnten Klängen
und Schlägen feiern – keine neuen Gitarrenabwandlungen „genießen“.
Originärer ging es dann bei „A question of time“ und „Precious“ zu,
jedoch kam bei letzterem der geniale Synthi-Klang nicht ganz zur Geltung. Ganz
anders bei „Fly on the windscreen“, meinem spontanen, persönlichen
Favoriten dieses Konzertes – sehr geil, dieses Lied heutzutage noch mal
live erleben zu dürfen –auch wenn nur wenige Mitbesucher diesen
Eindruck zu teilen schienen – egal – mehr Tanzplatz für Sir
Horn, generell war der bis zu einem später geschilderten Einbruch hervorragend.
So dann kamen wie gewohnt die Sololieder von Martin L. Gore, deren Auswahl
mir nicht so zusagte, „Little soul“ ist einfach zu langsam-melancholisch.
Die vorher anvisierte Pinkelpause blieb natürlich ob des guten, taktischen
Aufteilens plus Auswahl der Alkoholika aus – mußte sie auch – wollte
ich mein Glück nicht erneut mit einer weiteren Finte bei den Herren der
Sicherheit auf die Probe stellen. Nun, „Home“ ist dann noch langweiliger,
auch hier mag es Geschmackssache sein, aber ich schlafe dabei fast ein – schade,
daß nicht wie sonst „Jezebel“angeboten wurde. Meine liedtechnischen
Tiefschläge wollten nicht enden, entfaltete „Come back“ doch
nicht mal seine elektronischen Möglichkeiten. Weiter ging esmit „Peace“ – abgesehen
vom Kehrreim komme ich ja mit diesem Liedgut klar, aber hervorragender Weise
wurde ausgerechnet diese Gospelstelle am Ende unentwegt von Dave wiederholt – na
danke schön. Alle Blumenkinder hatten somit ein Aha-Erlebnis. Nur waren
davon wohl kaum welche da. Die Rettung schien nahe, kam nun doch „In
your room“! Aber was war das? Von hinten hatte sich einbelgischer Techno-Kiffer-Idiot
angeschlichen und beanspruchte SCHRÄG zwischen meinen Füßen
stehend meinen Tanzbereich. Also, ich gehe ja schon was länger auf Konzerte,
aber einen solchenSchwachmaten, der zu allem Überfluß später
natürlich „Reach out and touch ME“, Ihr wißt schon,
mitsang, habe ich selten erlebt. Auch mein Auskeilen schien ihn nicht zu überzeugen,
den Platz zwischen meinen Beinen [schwul?] zu räumen. Nachdem eine Handgreiflichkeit
nahe schien, löste seine weibliche Begleitung [oho?] diesen schwelenden
Konflikt und stellte sich zwischen uns. Na immerhin. Wie ich das liebe, irgendwann
reinpressen und die Besucher auch noch belästigen, die dort längst
ihren Platz gesucht und gefunden haben.
Leider ging durch diesen Zwischenfall ein wenig die Konzentration auf das Wesentliche
verloren, kam doch nun „I feel you“ und „Policy of truth“ – beide überzeugend
dargeboten. „Enjoy the silence“ hingegen habe ich wohl schon zu
oft live erlebt oder auch im Klub gespielt, als daß es noch richtig Enthusiasmus
auslöst. Aber doch war klar, daß nun die druckvolleren, älteren
Treffer an der Reihe waren. „Never let me down again“ und vor allem „Stripped“ kamen
richtig gut. Dave war wie beim ganzen Konzert kaum eine Behinderung durch seine
kürzliche OP anzumerken – Respekt. Martin stand wie gewohnt weniger
im Mittelpunkt und begnügte sich am Rand mit weniger Aufmerksamkeit. Andrew
Fletcher ist wohl eher froh, wenn ihm kaum Aufmerksamkeit zuteil wird, hampelt
er doch eh meist ungelenk hinter seinem Keyboard herum; ich würde mich
sehr wundern, wenn er live überhaupt irgendwelche Tasten einbringt. Der
lustige Trommler im Hintergrund kam akustisch oftmals zu sehr zum Tragen, vor
allem am Anfang, war weniger im Hintergrund abgemischt als bei vorherigen Touren,
dies mag aber auch eine Eigenheit dieses Festivals sein.
Aber weiter zum Spielplan: „Master and servant“ im neuen Gewand überzeugte
mich nicht. Das, was man da als zeitgemäße Spielart anbot, war kein
Vergleich zur großartigen Originalversion, vor allem schlagtechnisch – dabei
fing es so gut an mit einem nett verzerrten Beginn. „Strangelove“ sortiere
ich in die gleiche Kategorie ein – mehr Mut zum Original hätte mich,
und ich vermute auch viele weitere Gäste, mehr erfreut. Immerhin wurde
auf der Leinwand das geilste [hier mal im wahrsten Sinne :)] Video gespielt – wobei
auch dies sicher unterschiedlich wahrgenommen wird. Aber mich lenkte es doch
kurzeitig von der schlechteren Schlagspielart ab.
Die Gruppe verließ nach dieser Darbietung erstmals die Bühne – will
sagen, vor „Stripped“ wohl nicht wie sonst üblich, evtl. vermutete
man wenig Resonanz und wollte das Konzert schneller abhaken. Nach wenigen Augenblicken
kehrten die Herren allerdings bereits zurück, um „Personal Jesus“ zum
Besten zu geben. Ein guter Abschluß der tanzbaren Lieder, auch wenn nicht
jeder den Text beherrschte [s.o. ;)].
Meine Begleiter und ich hatten sich eh schon ein wenig mehr zum Bühnenausleger
orientiert, weil dort das „nackte“ Schlußlied vollzogen wurde.
Dave und Martin kamen wie zuletzt bei „Goodnight lovers“ auf diesen
hinaus, um gemeinsam das letzte Lied des Abends, „Waiting for the night“,
zu kredenzen. Ein wirklich stimmiger Abschluß, auch ob der weit besseren
Schlußspur, mit gut gelaunten Protagonisten. Zum Ende hin durfte dann
auch Andrew sowie die Gastmusiker zur Verabschiedung hinzukommen, immerhin
klatschte dieser als einziger ein paar Hände ab, wirkte aber auch hierbei
ungelenk und seltsam aufgedreht.
Auch wenn ich DM-Konzerte immer sehr kritisch
beäuge – dieses war
zusammenfassend großartig. Klar mißfielen mir einige Versionen
ein wenig, aber dies gehört wohl dazu. Immer noch besser als ausgelutschten
Kram wie „I just can’t get enough“ einzuspielen. Die Liedliste,
die Ihr unterhalb einsehen könnt, ließ schon ein gutes Konzert vermuten,
jedoch trugen die Begleitumstände wie u.a. weniger Kameras vor der Fresse
[wohl bedingt durch weniger Freckanhänger und einen erhöhten Bühnenaufbau],
eine erneut gut gelaunte Gruppe, hier und da schöne Leinwandfilmchen im
Großformat, eine SEHR gute PA im Vergleich vor allem zum „PTA“-Konzert
in Düsseldorf [bin da noch gespannt, was sich dort dieses Mal einfindet,
die Anlage hier war ja sicher vom Veranstalter], weniger nervende Überlautmitsinger
[da kaum Mega-DM-Anhänger vor Ort] und auch eine angenehm frische Luft
ob des Freilichtauftritts – zum Glück auch ohne jeden Regenschauer.
Bis auf den Antanzheinz paßte soweit alles. Ich war allerdings sehr überrascht,
daß so wenige DM-Anhänger aus Deutschland den Weg nach Werchter
gefunden hatten, erst recht nach den Ausfällen. Bei geschätzten 20 – 30
Tsd. Besuchern war noch genügend Platz für die Abendkasse vorhanden
und blieb ungenutzt.
Sodann bin ich gespannt, wie sich der Düsseldorf-Auftritt im Februar 2010
offenbart. Dabei sein ist alles! :).
DJ Horn
PS: Mein Dank gilt den Mitfahrern.
Fotos: S. Ganzek [danke!] – es folgt hier noch eine größere Serie zum Konzert.
Lieder des Abends:
In chains
Wrong
Hole to feed
Walking in my shoes
It's no good
A question of time
Precious
Fly on the windscreen
Little soul
Home
Come back
Peace
In your room
I feel you
Policy of truth
Enjoy the silence
Never let me down again
Stripped
Master and servant
Strangelove
Personal Jesus
Waiting for the night
(Gruppenverknüpfung: www.depechemode.com /
Deutsche Anhänger-Seite mit off. Charakter: www.depechemode.de)
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